Der Träumer

Ja, ich bin der Träumer                            Meine Wirklichkeit ist hier und dort       Ich berühre den schlafenden Stein        Und küsse seine Kreise

Ja, ich bin der Träumer                           Meine Zeit ist von gestern und morgen Ich ahne die Schneeerdbeeren                 Und schmecke ihre Farbe

Ja, ich bin der Träumer                              Der Tagmond ist mein Licht                       Im Dunkel leuchtet die Seele                    Und esse ihre Frucht   

Ja, ich bin der Träumer                             Meine Trennung ist mein Halt                 Das Nichts formt Gestalt                          Und höre seine Quelle

Ja, ich bin der Träumer                              Meine Form ist die der Liebe                    Das Ende der Beginn                                 Und ruht im Nun

Ja, ich bin der Träumer                              Meine Angst endet in der Liebe                 Der Kreisel wird gerade                                Die Farbe stirbt den Sinn

Ja, ich bin der Träumer                                Ich schmecke was ich fühle                         Ich höre was ich sehe                                   Mein Traum hat einen Namen

Ja, ich bin der Träumer                                  Mein Gesang ist mit den Walen                  Ich fliege in der Blume                                   Der Kristallraum Lilie

Installation von Manfred Scharpf

Der Träumer,  Versuch einer Annäherung

Der Träumer auf der Suche nach seinem Daseinswesen, dem Leben mit anderen und für andere. Ich-Stärke und -Vertrauen, welches man sich erarbeitet hat, einzusetzen in Sorge für den Anderen.     Beileibe nicht als geschickt getarnte Käseglocke über die alten Verträge der Familienbande und “Fürsorge”, welche alles, aber auch wirklich alles einklagbar machen, sondern ganz im Gegenteil, als Chance zur wech- selseitigen Befreiung aus ihnen.

Eine eingegangene Partnerschaft braucht aktives Vertrauen und findet ihren Ausdruck in der selbsgewählten Sorge für den anderen,  ist Selbstbegrenzung und Sinngebung des eigenen Lebens ohne Einschränkung. Nach meinem Dafürhalten kann dies nur auf der Basis einer Bejahung des eigenen Lebens wachsen.     Solch eine Sorge für den anderen kann demnach nicht eine ängstlich bewachte Schiene mit de- finierter Ankunftszeit und vorbestimmtem Zielbahnhof sein.      Die Idendität und Handlungen sind offen und Solidarität kann sich gegen- seitig als aktives Geschehen nur auf diese Weise entwickeln und möglich werden.

Der primäre Konsens, Verliebtsein, Liebe, Akzeptanz, Toleranz und gegenseitige Verantwortung  sind sicher eine Voraussetzung, aber das notwendige Wachstum und die gegenseitige Solidarität müssen im andauernden Gespräch,  Hinhören und Nachfragen immer wieder neu hergestellt werden und das für beide Teile mit nachvollziehbarem persönlichen Gewinn.   So wird die Sorge für den anderen zu einer aktiv gestalteten Sorge füreinander. Dort wird auch Offenheit im eigenen, eigenverantwortlich geführten Leben füreinander möglich. Mehr noch, die Verä nderung des Einzelnen, sein persönliches Wachstum, ist erwünscht, wird wechselseitig gestützt und gefördert.

Zwangsläufig ergeben sich fraglos Phasen des Nichtgelingens, der Stagnation, von Irritationen und Zweifeln, die auch gemeistert und er- tragen werden müssen.    Eine solchermaßen empfundene Sorge, das Glück diesen besonderen Menschen an seiner Seite zu wissen, wird dann nicht mit scheinbarer und trügerischer Harmonie verwechselt,  sondern bewusst erlebt als Erfahrung der Verschiedenheit und der Vielfalt die konfliktfähig ist.  An anderer Stelle hatte ich das einmal mit dem Begriff “Alltagstauglichkeit” umschrieben.

Dennoch und das ist nicht zu verhehlen, es ist ein schmaler Grat zwischen Zweifel und Gewissheit, den es immer wieder auszuhalten gilt. Die Gewissheit in das Vorhandensein eines fast unerschütterlichen Vertrauens oder schlicht gesagt der Liebe, die der andere in den eigenen Augen geniessen darf und derer er sich auch sicher sein darf, ist Fundament und Bühne.

Der folgende Schritt, schwierig, weil aktiver, reaktiver  Prozess, schließt das Verständnis auch schwerer Irrtümer und Vertrauensbrüche ein. Per se natürlich nicht die Zustimmung dazu.  Andere haben es so ausgedrückt:  Der Weg ist das Ziel.